Gulag-Museum


Gulag-Museum:
Konfrontation mit
der Vergangenheit Junge Leute aus dem Altkreis Bersenbrück hatten erlebnisreiche Tage in Perm


Erlebnisreiche Tage in Perm
Gulag-Museum: Konfrontation mit der Vergangenheit


Von der Sibirienreise des „Zirkus der Kulturen“ berichten heute Tanja Kuchumova (18) und Miriam Dirksmeier (21).


Laboruntersuchungen an der TU in Perm. Foto: privat

 

 


Perm. „Nach unserer Flussfahrt haben die deutschen Teilnehmer acht Tage in verschiedenen Gastfamilien gewohnt, über ganz Perm verteilt. Die Stadt liegt im Vorland des Uralgebirges an der Kama, einem Fluss, der die Stadt teilt. Perm ist eine kulturelle Metropole, sie hat eine staatliche Kunstgalerie und eine Oper.

Eishöhle in Kungur

Am ersten Tag in unseren Gastfamilien haben wir uns mit der ganzen Gruppe den deutschen Lesesaal mit einer reichen Auswahl an deutscher Literatur, Hörbüchern und DVDs im Goethe-Institut in Perm angeschaut und eine engere Kooperation mit dieser Einrichtung geplant. Der grünen Linie durch Perm folgend, haben wir Sehenswürdigkeiten kennengelernt.
Die Eishöhle in Kungur war unser nächstes Ziel. Sie ist eine der bekanntesten Höhlen dieser Art in Russland. Ihre Gesamtlänge beträgt etwa 5600 Meter, von denen wir rund 1500 gesehen haben. Der Besuch eines Basars auf dem Markt in der Stadt Kungur an der Silva war krönender Abschluss des Vormittags.
Nachmittags haben wir noch das Kloster Belogorskij besucht, wunderschön auf einem Hügel liegend, mit einem atemberaubenden Rundblick über das Uralgebirge.
Unterschiedliche Programme liefen für die deutschen Teilnehmer: Stadtrundfahrten, Ausflüge an die Kama, Bowling-Sauna sowie Karaoke-Discoabende und Besuche in den Datschen, den Wochenendhäusern der Familien.
Einige von uns haben sich noch mit den am Projekt beteiligten Schülern in der Schule N 65 getroffen. Die Schulen in Perm tragen alle Nummern. Die Schule N 65 ist bekannt für ihren Schwerpunkt Englisch, die Schule N 12 für ihren Schwerpunkt Deutsch. Wir Deutsche waren erstaunt über den Schulstubencharakter der Klassenräume. Zusammen mit Klassenlehrerin Larissa entwickelten wir Perspektiven für die Projekte 2012; viele Schüler wollen auf jeden Fall entweder im Sommer oder zum Winterprojekt des „Zirkus der Kulturen“ nach Deutschland kommen.
Unser internationales Umweltteam hatte in der Permer Technischen Universität vieles zu tun. Galt es doch, die Proben von Leitungswasser aus Perm, Eiswasser der Eishöhle in Kungur und von Quellwasser an der Uswa mikrobiologisch und chemisch zu untersuchen. Über die wissenschaftlichen Ergebnisse, erstellt mit den Studenten dieser Universität, werden wir noch berichten.
Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch von „Perm-36“, einem typischen Gulag-Camp. Es ist das einzige Strafgefangenenlager-Museum und wäre ohne die Eigeninitiative der Organisation „Memoria“ undenkbar. In drei verschiedenen Epochen hat dieses Lager Insassen unterschiedlichster Art beherbergt. 1943 gegründet, wurden Gegner des Stalinregimes aus den nichtigsten Gründen inhaftiert, nach Stalins Tod bis 1972 wurden hier die Verantwortlichen der „Groundless Repressions“ (Grundlose Repressionen) der Stalinära „beaufsichtigt“ und bis 1988 politische Strafgefangene in sogenannten „24 Stunden geschlossenen Zellen beherbergt“, um zu verhindern, dass ihre Ideen weiter publiziert werden konnten. Die Konfrontation mit den Zeugnissen dieses Gulags war für uns Deutsche und Russen, gerade auch eingedenk unserer Vergangenheit, ein einprägsames Erlebnis.

Neue Freundschaften

Schlusspunkt unseres Aufenthalts in der Region Perm war der Besuch der Stadt Chochlovka, ein Museumsdorf, in dem viele Häuser aus der Region Perm zusammengetragen und originalgetreu wiederaufgebaut wurden. Mit Maxim Akmadiev (22), er hat schon zweimal an unserem Winterprojekt teilgenommen und machte gerade seinen Universitätsabschluss, haben wir in der Umgebung des Museumsdorfes russische und internationale Spiele gespielt und russische Lieder gesungen.
Großer Bahnhof dann beim Abschied aus Perm. Tage, die unvergessen bleiben, sowie neue Freundschaften, ein Antrieb für Perspektiven weiterer internationaler Begegnungen.


Erschienen:
26.07.2011: BKR / Neue Osnabrücker Zeitung 172 / Seite:13