Russlandbericht 2012 von Daria Dudareva und Johannes Wernke

Bersenbrueck/Vischera/Ural/Russland.

Hallo ich bin Daria Dudareva, 17 Jahre, aus Perm, Schuelerin des Lyzeums Nr. 1 und berichte gemeinsam mit Johannes Wernke, 22 Jahre, Zierpflanzengaertner aus Lindern im Betrieb seines Vaters, ueber die Flussfahrt auf der Vischera im Nordural. Wir sind das zweite internationale Presseteam.

Fuenf Uhr (Ein Uhr “Bersenbruecker Zeit”) Aufstehen bei den Gastfamilien, Fruehstuecken, Empfang der ueppigen Lunchpakete fuer unterwegs, sieben Uhr Treffen vor der Uni, Verstauen des “abgespeckten” Gepaecks im “mittelalterlichen” Bus deutscher Herkunft und das Abenteuer konnte beginnen! Nach fuenf Stunden Fahrt durch eine traumhafte, huegelige, bewaldete, typische Urallandschaft waren wir in Krasnovischersk, einer der aeltesten Staedte der Region Perm. Wir staunten nicht schlecht. Dort stand ein uriger Militaer-Mannschafts-transportwagen noch aus Sowjetzeiten, der uns aufnahm. Schon das Einsteigen war eine sportliche Leistung! Wir sollten schon gleich merken warum. Vier Stunden Fahrt auf einer “Lehm-Huckel-Piste”, mehr in “Kniebeugen- als in Sitzhaltung”, erwartete uns bis zur Einsatzstelle in Siputschi. Wir sollten belohnt werden: fuenf Katamarane, aus zwei 50cm breiten, 5 m langen, stabilen “Gummibananen”, verbunden mit einem Alulattengeruest, erwarteten uns. Internationale Besatzungen wurden gebildet, Sicherheitsbelehrung, Vorfuehrung der “Stechpaddel-Ziehschlaege”, verstauen des Gepaecks und ab ging es. Fuenf Tage Sonnenschein, tiefer, feuchter Nebel und Regen im Wechsel, herrliche Umgebung mit den, wenn auch selten, typischen russischen Doerfern backboards und steuerboards, das glasklare Wasser der Vischera, deren Nebenfluesse und Quellen fuer die Mahlzeiten, Wasserproben und das taegliche Baden und/oder Waschen bei bei Temperaturschwankungen von 25 Grad (tagsueber) bis 5 Grad (Nachts und morgens), schlafen in 4er Zelte, international besetzt, waren die taeglichen “Wegbegleiter”! Herrliche “wilde Campingplaetze”, oftmals auf historischer Staette. So zum Beispiel an der Kirche Swata-Nekovolsb (Gesegneter Nikolai), 1938 aus politischen Gruenden von der damaligen, diktatorischen Regierung zerstoertem Gebaeude; jetzt wieder mit viel Eigenleistung im restaurierenden Zustand befindlich! Vorbei auch an Doerfern mit “dunkler” russsischer und deutscher , auch gemeinsamer, Vergangenheit. So an dem Dorf Muticha. Hier mussten politische Haeftlinge verschiedener russischer Regierungssysteme aus dem “Gulag” Perm 36 (wir berichteten) als “Waldarbeiter” unter unglaublichen Bedingungen arbeiten! Aehnlich auch im Dorf Almasmij! Hier waren es deutsche Kriegsgefangene von 1944 – 1956, die am Fluss unter schrecklichen Arbeitsbedingungen nach noch nicht verarbeiteten Gold und Diamanten graben oder schuerfen “durften”!

Drei warme Mahlzeiten am Tag, unter Beteiligung aller, durch Anleitung von Nelli und Dimitri vom Team “Ermak” (der erste Russe aus der Region, der per Boot die Fluesse des Permer Gebietes erkundet hat) waren der Lohn fuer die taegliche “Kraft-Ausdauer-Touristik-Tour”! Leckeres Essen, hergerichtet am offenen Feuer, aus und mit “natuerlichen”gesunden Mitteln, so z.B.: Kascha zum Fruehstueck aus Buchweizen, Milch, Butter, Salz und Zucker; Pochlobka aus Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten, Fleisch und Gewuerzen zum Mittag oder Kartoschka-s-Kwaschenoj-Kapustaj aus Kartoffeln und mariniertem Weisskohl und Kascha-s-Mjasam zum Abend mit Brei und Buchweizen und Fleisch. Ein Hoehepunkt noch zum Schluss der Flussfahrt; der Aufstieg zum Berg “Polud”, 542 m ue.M., die hoechste Erhebung in der Region Perm. Abgeholt wurden wir von einer “Faehre” aus dem von unserem Zeltplatz gegenueberliegenden Dorf Bacheri stehenden Fusses auf einem 2m x 3m Stahlpanton, angedockt an einem “Holz-ruderboot” mit Aussenboardmotor, ueberquerten wir die Vischera. Dort erwartete uns unser “Transportmittel”, ein noch aus Sowjetzeiten stammender ausrangierter Munitionstransporter, ohne Ladeflaechenabdeckung, Nummernschild und Fahrzeugschein aber mit “Motor-Kurbelantrieb”. Statt Waffen und Munition nun 30 angehende russische und deutsche Jugendleiter/Innen. Die fuenf laengsten “Recken” nun mit dem Ruecken am Fuehrerhaus sitzend, mit den nach aussen gespreitzten Knien, die naechsten “Bergsteiger/Innen” ebenfalls sitzend aufnehmend, entstand ein wohl fuer diesen Wagentyp noch nie aufgenommenes “Ladeflaechenmosaik”! So fest “verwebt” ueberstand man auch, natuerlich nun im Gelaendegang, die 20minuetige Auf- bzw. Abstiegsfahrt auf dem schmalen Waldweg, eher ein Flussbett fuer das herabfliessende Regenwasser, bis es absolute nicht mehr weiterging. Nach ebenfalls 20minuetiger Bergwanderung dann die Belohnung: Ein einmaliger Ausblick bei Sonnenschein auf dem Ural der Permer Region.

Daria aus Perm und Johannes aus Deutschland. Von den Exkursionen in Perm und Umgebung berichten demnaechst Amelie aus Deutschland und Lee-Anne aus Australien.