Russland 2011: Flussfahrt

Einen großen Teil unserer Russlandreise 2011 wollten wir auf dem Fluss Uswa verbringen. Wir machten uns von Perm aus mit dem Bus auf den Weg in Richtung Uralgebirge. An Bord war eine Klasse der Schule N 65, unsere Gastfamilien und wir, die 15 Russlandreisenden aus Deutschland. Während der Fahrt erzählte uns der Biologe Daniel wie das Uralgebirge entstanden war und klärte uns über die alten russischen Traditionen auf.  Nach etwa zwei Stunden Fahrt kamen wir zu dem Olympiastützpunkt der Wintersportarten und besuchten  ein Museumsdorf. Daniel zeigte und erklärte  uns an Hand der alten russischen Gebäude, die  Lebensgewohnheiten –und Bedingungen der Russen. Er erzählte, dass die Menschen auf dem Land noch vor nicht allzu langer Zeit so gelebt hätten. Diese Tatsache verwunderte uns alle sehr, da wir uns diese Art zu leben überhaupt nicht vorstellen konnten und gedacht hatten, dass die Menschen im Mittelalter so gelebt hatten und nicht die  Menschen in der heutigen Zeit.  Außerdem erzählte er uns, dass ein  russischer Nationalheld  vor vielen Jahren, als erster und alleine das Uralgebirge bezwungen hätte. Er hätte all seine Kraft vom Gebirge und dem kalten Wasser der Flüsse bekommen, so dass es ihm möglich gewesen wäre gesund und sogar gestärkt wieder zu kommen. Durch dieses Vorbild  bekamen die Menschen Mut und schafften es  in Richtung Ural vorzudringen.

Unsere nächste Pause machten wir an der Stadt der Steine. Hier kletterten und bewunderten  wir die Felsen, die vom Wind abgerundet in die Höhe ragten. Auch hier zu hatte Daniel eine Legende parat, die von einer schönen Stadt erzählte.- Da aber die Tochter des Königs blind war,  konnte sie diese schöne Stadt nicht sehen. So bat ihr Vater drei Zauberer seiner Tochter das Augenlicht wieder zugeben und die sagten zu seinem Wunsch, dass sie ihr Augenlicht zurück bekäme, aber trotzdem nie die Stadt in ihrer Schönheit erblicken könnte. Der König verstand diese Bedingung nicht recht und willigte ein. Sofort bekam seine Tochter ihr Augenlicht zurück, aber die Stadt verwandelte sich in eine Stadt aus Steinen.-                   Auch heute noch würde diese Stadt eine besondere sein, da das Tor der Stadt Tod und Leben von einander trenne. Nach dieser interessanten Geschichte machten wir noch einige Fotos. Den meisten von uns gefiel dieser Ausflug sehr gut,  wir hatten viel Spaß und einen schöne Aussicht.

Als wir  endlich an der Uswa ankamen wurden wir von Roman und seiner Crew mit einem leckeren Essen empfangen. Anschließend folgte die Verteilung in die Flöße und eine  kurze Einweisung. Als dann alle ihren Platz gefunden hatten und das Gepäck verstaut war, stachen wir endlich das erste Mal in See. Die Sonne schien und das Wasser war schön kalt, so dass wir sehr viel Spaß auf unseren Boten hatten. Da unsere Bootsmannschaft, in dem Juri der Kapitän war,  sehr viel Ehrgeiz und Kampfgeist hatte, lieferten wir uns ein Kopf an Kopf Rennen mit dem Boot Axels, dass wir glücklicherweise für uns entscheiden konnten.

Am Abend spielten wir Spiele und sangen am Lagerfeuer. Da wir Deutschen nicht so viele Lagerfeuerlieder kannten, sangen die Russen die meiste Zeit. Trotzdem machte es uns total viel Spaß ihnen zuzuhören und gemeinsam am Feuer zu sitzen, so dass sich unsere Runde erst spät in der Nacht auflöste.

Am nächsten Tag kletterten und wanderten wir auf einen felsenartigen Berg von dem aus man eine prächtige Aussicht hatte. Da die Bergsteigerrei aber sehr anstrengend war, gingen wir fast alle im sehr kalten Wasser zur Abkühlung  schwimmen. Am Nachmittag starteten wir dann eine Müllsammelaktion, bei der wir den Müll, den andere Leute vor uns einfach weg geschmissen hatten, aufsammelten. Wir hatten schnell am Ufer der Uswa  zehn Müllsäcke voll, für die wir im weiteren Verlauf unserer Flussfahrt ein extra Boot opfern mussten, um sie mitnehmen und anschließend entsorgen zu können. Außerdem führten Christopher, Florian, eine Biologin und ich (Pia) mit der Hilfe von russischen Schülern tägliche Wasseruntersuchungen am Fluss, aus dem wir unser Trinkwasser nahmen, durch.

Der nächste Morgen war nicht so schön, es regnete in Strömen, so dass viele Zelte und auch mein Schlafsack total durchnässt waren. Trotzdem nahm ich wie jeden Morgen mein „Mach-mich-wach-Bad“ im eiskalten Wasser. Nach einem wohltuenden Frühstück ging es dann bei strömendem Regen  auf den Fluss. Es war sehr kalt und nass. Als wir nach getaner Arbeit endlich an unserem Zeltplatz ankamen waren wir  erleichtert und durchnässt, bis auf Axel, der hatte schlauerweise nur eine Regenjacke und eine Badehose getragen. Wir  trockneten unsere Sachen am Feuer und spielten uns im Volleyballspiel warm. Einige von uns sonnten sich, glücklicherweise  hatte es aufgehört  zu regnen. Am Abend saßen wir wieder lange am Feuer und genossen das Miteinander und die Musik.

Den vorletzten Tag starteten wir mit einer Wanderklettertour. Sie führte  uns auf zwei schöne Felsen mit einer  atemberaubenden Sicht. Außerdem schwammen wir in der Uswa, sonnten uns, spielten Volleyball oder Werwolf und aßen das sehr leckere Essen was Roman uns zubereitete. Natürlich mussten wir unser Geschirr, wie jeden Tag, auch an diesem Tag im Fluss waschen und der ein oder andere musste auch mal seine Wäsche im Fluss, wie die alten Waschfrauen, waschen. Am Ende dieses schönen Tages durften wir dann in die Banja (selbstgebaute russische Sauna) gehen. Hier drinnen war eine sehr angenehme Hitze, die von den mit Kiefernadeln bedeckten Steinen ausging. Nach einem kalten und erfrischenden Bad in der Uswa gingen die meisten wieder in die Banja um dort die Hitze zu gennießen. Als es dann dunkel geworden war, bedankten wir uns  bei der tollen Crew, die uns die Flussfahrt über so gut versorgt und begleitet hatte.   Zu unserer Freude gab es eine nette  Überraschung. Sie hatten einen Kuchen gebacken, denn wir bei einem gemütlichen Beisammensein gemeinsam  aßen. Hierauf folgte eine sehr schöne Tradition der  Schule N65.  Jeder bekam ein Teelicht, welches wir aufs Wasser setzten und uns hierbei etwas wünschten. Es sah total schön aus, wie all die Lichter so auf dem Wasser schwammen und sich langsam entfernten, so dass eine sehr schöne Stimmung aufkam und der ein oder andere zu Tränen gerührt war.

Nach einer langen  mit Musik  gefüllten  Nacht, in der uns die russische Klasse das Lied „Wind of Change“ vorsang, wachten wir an einem regnerischen Morgen  auf.                     

Wir stiegen  in die Boote und fuhren etwas lustlos los, wodurch wir nur sehr langsam voran kamen.  Dimitri ärgerte das ein wenig.  Da der Regen immer stärker wurde,  packte der eine oder andere seine Zeltplane aus und versteckte sich darrunter. So ließen wir uns oft nur treiben, wodurch sich der Abstand zwischen den Flößen vergrößerte,  aber zum Glück, mit zwei stündiger Verspätung am Anlegeplatz  kam auch das letzte Floß  an.  Hier  wartete  Roman auf uns mit etwas zu Essen, welches wir alle dankend annahmen und anschließend in den schon wartenden Bus einstiegen. So fuhren wir alle mit vielen Erfahrungen, neuen Freundschaften und erlebten Abenteuern zurück nach Perm, wo wir von den Gastfamilien schon sehnlichst erwartet wurden.

Mir hat die Flussfahrt sehr gut gefallen. Besonders die Abende mit Musik am Lagerfeuer, die Wanderrungen, das Schwimmen, das zusammen sein in der Gruppe mit Russen und Deutschen und vor allem die atemberaubende Natur, die ich nie vergessen  werde.

 

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