3. Bericht aus Russland

Deutsche Jugend in Russland: „Reisen verbinden Leute“



Das Glitzern des Wassers an der Strecke der transsibirischen Eisenbahn

Ich heiße Olga Mishchenko, komme aus der uralischen Stadt Perm (Russland) und bin Studentin der Permer Universität. In diesem Winter war ich eine der Teilnehmer/innen des Winterlagers vom Verein für Natursport und Kunst Hase-Ems (VNKHE) in Mollseifen (Winterberg, Sauerland). Das war ein unvergeßliches Erlebnis, das mir unglaublich viele schöne Eindrücke gebracht hat.

Das Thema des Winterlagers im Naturfreundehaus in Mollseifen war "Kinderrechte für alle". In diesem Zusammenhang haben die Lagerteilnehmer/innen mit ihren Präsentationen am UNICEF-Wettbewerb zum Thema Kinderrechte teilgenommen und sind zu den UNICEF-Botschaftern geworden. Der internationale Austausch und die Bekanntschaft mit verschiedenen Kulturen standen im Mittelpunkt des Winterlagers, über das ich auch einen Artikel geschrieben habe, der in der „Bersenbrücker Zeitung“ veröffentlicht wurde.

Diesmal möchte ich über die dritte Etappe unserer gemeinsamen Russlandfahrt berichten, die dem Winterlager gefolgt ist und die Teilnehmer/innen - ausgebildete sowie auszubildende Jugendleiter aus Russland und Deutschland - noch mehr miteinander verbunden hat.
Diese Etappe stellt das gemeinsame Projekt des VNKHE und der technischen Universität in Perm dar und steht unter dem Motto "Auf der Suche nach dem Glitzern des Wassers” (auf Russisch «В поисках отблесков на воде»).

Das glitzernde Wasser wurde nämlich in Russland gesucht. Und unsere 15 deutschen Freunde, die über Moskau und Ekaterinburg nach Perm dazu gekommen sind, wurden mit der russischen Gastfreundlichkeit von den Gastfamilien empfangen.

So war für den 1. Tag in Perm der Chochlowkabesuch geplant. Chochlowka ist ein bekanntes Freilichtmuseum in der Nähe Perms, wo Häuser und Wirtschaftsbauten des 17. – 20. Jahrhunderts rekonstruiert wurden, die von dem ganzen Territorium der Region Perm hierher gebracht wurden. In der Umgebung von alten Blockhütten, Mühlen, Banjas und anderen Gebäuden wurden auch Kennenlernenspiele von der Permer Volksmusikgruppe  durchgeführt. Dabei haben wir uns in die Atmosphäre des Lebens der hiesigen Völker vor 2-3 Jahrhunderten vertieft. Es wurde Balalaika gespielt und russische Lieder gesungen.

Am 2. Aufenthaltstag in Perm haben sich 15 Teilnehmer/innen aus Deutschland und 18 Russen vom Skiclub Perm (Studenten und Schüler) vor der Technischen Uni versammelt, um eine Flußfahrt anzutreten. Nun wartete aber eine Überraschung auf alle: auf der Serga, wo die Flußfahrt geplant war, gab es kaum Wasser! Dass der Fluß austrocknet war, haben die Organisatoren nicht erwartet und erst dann festgestellt, als sie zur Einsatzstelle kamen. Jetzt mussten wir auf einen anderen Fluß, die Sylva. Die Fahrt mit dem Bus zur neuen Einsatzstelle dauerte nicht so lange, wie es bei der Serga geplant war, deshalb hatten wir Zeit, um Kungur, die zweitgrößte und drittälteste Stadt der Region Perm, zu besuchen.      

Am späten Nachmittag ging's los. Wir starteten mit fünf  Booten, auf jedem saßen 6-8 Personen, darunter ein oder mehrere Begleiter aus der Crew des Veranstalters und es kam noch Gepäck dazu. Auf jedem Boot gab es sowohl Russen als auch Deutsche, damit die interkulturelle Kommunikation gefördert wurde. Während der Flußfahrt haben wir schöne Landschaften an beiden Ufern der Sylva genossen: Hügel, Ebenen, Felder, Dörfer, Felsen... Oben im Himmel haben wir „den roten Milan" beobachtet und unter uns war das klare Wasser und wir glaubten schon unser Ziel – das glitzernde Wasser – erreicht zu haben.
Aber unsere Reise war noch nicht zu Ende.

Wir hatten mehrere Halte, wo wir sehr gut und reichlich ernährt wurden und verschiedene Aktivitäten unternahmen. Wir machten Ausflüge, kletterten an Felsen, nahmen an Wettkämpfen mit dem Outdoor-Equipment teil und saßen am Feuer. Das Beeindruckenste war wohl die russische Banja! Diese russische Sauna stellte ein aufgebautes quadratisches Zelt dar, wo drinnen die Steine vorher mit Feuer erhitzt wurden. Darauf stand ein Topf mit dem heißen Wasser, das wir auf die Steine goßen, um Dampf aufkommen zu lassen.
Wir tauchten auch zusammengebundene Birkenzweigen ins Wasser und „prügelten“ uns. Sobald es zu heiß wurde, liefen wir sofort ins kalte Wasser der Silva! Es regnete dabei in Ströhmen-den einzigen Regen den wir auf dieser Fahrt erleben durften.
So konnten die deutschen Teilnehmer/innen die Wirkung der russischen Sauna (Banja) live erleben.

Das Fußballspiel, das gerade an diesen Tagen stattfand, konnte aber leider nicht live miterlebt werden. Die Fußballergebnisse erhielten wir per SMS, und sowohl die Deutschen als auch die Russen haben für Deutschland die Daumen gedrückt! Wir haben zusammen den Sieg Deutschlands über Argentinien gefeiert.

Mit dem Wetter hatten wir Glück. Dank des guten Wetters haben wir uns wohl gefühlt und unsere russischen und deutschen Hobbyfischer haben eine gute Gelegenheit zum Angeln bekommen. Ein Deutscher Julius und ein Russe Mischa haben Fische gefangen, aus denen nachher russische Fischsuppe "Ucha“ gemacht wurde.

Unser letzter Zeltplatz war in der Nähe der transsibirischen Eisenbahnstrecke, und wir konnten oft Züge vorbeikommen sehen und hören. Nun waren wir schon 50 Kilometer von Kungur entfernt. Wir haben in der letzten Nacht am Fuß des Berges Ermak übernachtet, am nächsten Tag wie jedesmal unseren Müll gesammelt und vorbildlicherweise nach Perm mitgenommen (was in Russland leider von den Touristen sehr selten gemacht wird).

Für die nächsten Tage sind der Besuch der Kungurer Eishöhle, das Kloster auf dem Weißberg und die historische Permer Stadtrundfahrt geplant. Ich bin schon darauf gespannt, sowie auf das Sommerprojekt in Fürstenau “Gesunde Ernährung, Bewegung, Entspannung für Körper, Geist und Seele" (auf Russisch «Здоровое питание, движение, расслабление для тела, духа и души»). Ich werde dabei in der Ländergruppe Portugal sein.

Olga Mishchenko 

 Alle Fotos aus Russland findet Ihr hier!